„unsere kleine braune Mutter“ wurde sie in Schio liebevoll genannt. Weil sie an der Pforte des Klosters, wo sie über viele Jahre ihren Dienst versah für alle ein offenes Herz hatte, immer lächelte, immer Freundlichkeit und Liebe ausstrahlte. Dabei hätte diese Heilige des 20.Jahrhunderts allen Grund gehabt verbittert zu sein. Unvorstellbare Leiden prägten ihre Kindheit und Jugend. Sie wurde als sechs- oder siebenjährige aus ihrem Heimatdorf im Westsudan, in dem sie 1869 geboren war von Sklavenjägern verschleppt. Fünfmal wurde sie auf den Sklavenmärkten von al-Ubayyid und Khartum verkauft. In dieser Zeit bis zu ihrem fünfzehnten Lebensjahr lernte sie ähnlich wie die Hl.Balthild die Demütigungen, die physischen, seelischen und moralischen Leiden der Sklaverei kennen. Durch das Trauma dieser Erlebnisse vergass sie ihren Namen, so war nur der Name bekannt, den sie von den Entführern erhalten hatte: Bakhita, das bedeutet „die Glückliche“. Zuletzt wurde sie von dem italienischen Konsul C.Legnani gekauft, in dessen Familie sie zu ersten Mal gut und herzlich behandelt wurde. Aus politischen Umständen kehrte dieser nach Italien zurück, nahm Bakhita mit und übergab sie seinem Freund A.Michieli. Dort diente sie als Kindermädchen für dessen Tochter Mimmina. Als Michieli aus geschäftlichen Gründen mit seiner Frau auf längere Zeit ins Ausla2nd musste, kamen beide Mädchen in die Obhut der Canossianischen Schwestern in Venedig. Hier lernte Bakhita den lebendigen Gott kennen, „…den sie seit ihrer Kindheit im Herzen spürte, ohne zu wissen wer er war.“ Hier erhielt sie auch am 9.Janauar 1890 die Taufe, Erstkommunion und Firmung und den Namen Giuseppina (Josefine). Als Frau Michieli nach ihrer Rückkehr die beiden Mädchen aus dem Kloster zurück holen wollte, gab Bakhita „ungewöhnlich entschlossen und mutig ihre Absicht kund, bei den Canossianischen Schwestern zu bleiben. Sie war inzwischen volljährig und hatte nach dem Gesetz volle Handlungsfreiheit. Am 8.Dezember 1896 legte sie ihre Gelübde im Institut der Hl.Magdalena von Canossa ab und lebte ab 1902 im Haus der Schwestern in Schio. Dort war sie als Köchin, Stickerin und die meiste Zeit an der Pforte tätig, wodurch sie mit sehr vielen Menschen Kontakt hatte. Viele kamen gerne, vor allem auch Kinder an die Pforte um von der fröhlichen Nonne Trost und Ermutigung zu erhalten. Die letzten Lebensjahre litt sie an Krankheit und Schmerzen und erlebte im Todeskampf noch einmal die Tage ihrer Sklaverei. Mehrmals bat sie die betreuende Krankenschwester: „Mache mir die Ketten locker…, sie sind so schwer.“ Ihre letzten Worte waren: „Die Muttergottes… die Muttergottes“, dann verstarb sie mit einem lächeln auf dem Gesicht. Das war am 8.Februar 1947. Sie wurde in der Kirche von Schio aufgebahrt und Tausende kamen sie zu verehren. Schon 1959 begann der Seligsprechungsprozess. 1978 wurde sie seliggesprochen und am 1.Oktober 2000 von Johannes Paul II. heiliggesprochen. Ihr Feiertag ist der 8.Februar. Sie gilt als Schutzpatronin der katholischen Kirche im Sudan, und wird als Fürbitterin mit besonderem Bezug zu Sklaverei und Unterdrückung angerufen. Aufgrund der aktuellen angespannten Situation im Sudan dürfen wir sie auch für die Menschen dort um ihre Hilfe bitten.
Im Sommer 2008 machten wir von Witzighausen aus mit 9 Jugendlichen eine Wallfahrt zur Maria, Regina dell‘ Amore nach Schio und besuchten auch das Grab und die Gedenkstätte von Josefine Bakhita.
Gebet zur Hl.Bakhita
O Gott, Vater der Barmherzigkeit, der du uns in der seligen Josefine Bakhita als Schwester ein evangelisches Vorbild schlichten Glaubens und tätiger Liebe geschenkt hast, gib auch uns den festen Willen, dem Evangelium gemäss zu glauben und zu lieben, und erhöre die Bitten aller, die ihre Fürsprache anrufen. Durch Christus unseren Herrn. Amen
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